Foundation Award 2024

Foundation Award 2024

Der Einstieg in die Architekturszene ist herausfordernd. Bauaufgaben sind komplex und vielfältig, Netzwerkpflege frisst viel Zeit und irgendwie muss auch noch Geld verdient werden. Dennoch tragen gerade neugegründete Büros mit Ambitionen zum architektonischen Diskurs in der Schweiz bei. Der Förderpreis «Foundation Award» wird seit 2010 an drei frisch gegründete Schweizer Büros vergeben und hier stellen wir Ihnen die diesjährigen Preisträger vor.

Foundation Award

Der Förderpreis «Foundation Award» wird an Schweizer Büros vergeben, deren Gründung nicht länger als vier Jahre zurückliegt. Diese Auszeichnung soll den Architekturschaffenden helfen, in der Schweizer Architekturszene an Sichtbarkeit zu gewinnen – ein Blick auf die Gewinner der letzten Jahre zeigt, dass dies gelungen ist. Die Firma ComputerWorks ist Initiantin und Ausloberin des Preises.

Die nominierten Projekte inklusive der Gewinner werden in den Kategorien «Gebaut», «Ungebaut»und «Innovation» vergeben.

Kategorie «Gebautes Projekt» 1. Rang

Wohnhaus, Arbeiterhäuser an der Tössfeldstrasse, Winterthur
steigerspielmann, Luzern

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Corinne Spielmann und Sämy Steiger

Die Arbeitersiedlung der schweizerischen Lock- und Maschinengesellschaft wurde 1919 gebaut und befindet sich entlang der Tössfeldstrasse in Winterthur. Sämtliche Wohnungen der Reihenhäuser haben aufgrund zahlreicher Renovationen im 20. Jahrhundert an Authentizität eingebüsst. Mit minimalen räumlichen und ergänzenden Eingriffen konnten steigerspielmann den Erhalt der grösstenteils originalen Baustruktur sichern. Durch den sorgfältigen und zurückhaltenden Umgang mit dem Bestand erhielt die Wohnung viel von dem Charakter zurück, welcher in den vergangen Jahrzehnten verloren ging.

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Dieses Projekt zeigt, dass eine denkmalpflegerische Herangehensweise und deren konsequente Umsetzung einen ressourcenschonenden und wertschätzenden Umgang mit der Bausubstanz garantiert. Dabei werden nicht nur Bauteile und Materialien, sondern auch Energie und Geld gespart, während gleichzeitig die Geschichte bewahrt wird.

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Kategorie «Gebautes Projekt» – Nominierungen
Kategorie «Ungebautes Projekt» 1. Rang

Sankt Galler Spitzen: Zentrum für Baukultur Ostschweiz (ZfBK)
Studio Romano Tiedje, St.Gallen

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St.Gallen ist bekannt für seine blühende Textilindustrie im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die nach dem 1. Weltkrieg völlig zusammenbrach. Die Ostschweizer Baukultur wurde durch die Textilindustrie geprägt und gefördert, Industrie und Architektur haben sich stets gegenseitig positiv bedingt und vorangetrieben. Auch heute beschäftigen sich zahlreiche Institutionen, Vereine und Organisationen mit dem Thema der Baukultur. Für sie entstehen auf dem Areal Bahnhof Nord in St.Gallen das Zentrum für Baukultur Ostschweiz ZfBK, ein Raum, wo sich Bürger aktiv an der Planung ihrer Umwelt beteiligen und einbringen, wenn es um die Entwicklung Ihrer Stadt geht.

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Begehungen vor Ort, Erinnerungen an Erlebnisse auf dem Areal, das Stöbern im Planarchiv der Stadt und das Zeichnen der einzelnen Häuser für Modelle und Pläne, liessen Luca Romano vom Büro Studio Romano Tiedje tief in den Ort einsteigen. Dabei sind interessante Bezüge zwischen erarbeitetem Programm und dem vorgefundenen Ort entstanden. Ein Versuch, das Programm mit dem Ort zu verweben, vorgefundene Qualitäten zu präzisieren und weiter zu verknüpfen. Vergangene und teils verschwundene Qualitäten wiederaufleben lassen. Die Heterogenität auf dem Areal durch einzelne, präzise Eingriffe stärken und Freiraum für Unvorhergesehenes und Spontanes einzuplanen, waren die Ziele des Entwurfes.

Kategorie «Ungebautes Projekt» – Nominierung
Kategorie «Innovation» 1. Rang

Oracle, Lausanne; Water Purification Plant, Rio de Janeiro
Michel Kessler +, Zürich

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Im Michel Kessler + Architekturbüro verschmelzen Infrastruktur, öffentlichen Raum, Architektur, Bühne und Installation zu innovativen Projekten. Das Team hat das Ziel, Räume neu erfinden, die alle Sinne ansprechen und nachhaltige Erfahrungen schaffen. Besonders fasziniert sie die Rolle des Wassers, dessen Präsenz hervorgehoben wird, um Atmosphäre, Dynamik und eine tiefe Verbindung zwischen Mensch und Umwelt zu fördern. Im Rahmen von Lausanne Jardins 2024 haben sie zwei akustische Spiegel vorgeschlagen, die die gegenüberliegenden Ufer des Genfersees klanglich miteinander verbinden und die Geräusche des Sees verstärken.

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Ein weiterer Projektvorschlag mit Infrastrukturmassnahmen für das städtische Wassermanagement führt nach Rio de Janeiro: Ein Überlauftrichter in der Lagune zur Vermeidung von Überschwemmungen, eine Wasseraufbereitungsanlage und ein unterirdischer Wasserspeicher unterhalb der Christusstatue.

Kategorie «Innovation» – Nominierung

Die Jury

In der Jury sassen Judit Solt, Architektin und TEC21-Chefredaktorin, Pascale Bellorini, geschäftsleitende Inhaberin Bellorini Architekt:innen in Bern und Philippe Jorisch, Gründungspartner von JOM Architekten aus Zürich, Gewinner des Foundation Award 2016.

Bellorini sagt, was die diesjährigen Teilnehmer auszeichnet: „Ein fundiertes Handwerk, eine grosse Begeisterung für das, was sie tun, und eine sehr sorgfältige Herangehensweise.“

Jorisch meint zu den Preisträgern: „Die Eingaben für den Foundation Award 2024 zeigen, dass bereits am Anfang der Laufbahn ein hohes Bewusstsein vorhanden ist. Heute ist ein allgemein breiteres Verständnis dafür erkennbar, was Architektur sein kann und wie man es in den Diskurs einbindet. Haltungen sind differenzierter, spezifischer und ausgereifter als noch vor 10 Jahren.“

ComputerWorks als Initiantin und Ausloberin des Preises bedankt sich bei allen, die mitgemacht haben und gratuliert allen Gewinnern.